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Als kritischer Deutscher Vizemeister der AK30 in die zweite Saisonhälfte


Nach dem ersten Teil der Saison, der mit dem Ironman Mallorca erfolgreich abgeschlossen war, hab ich eine fast drei wöchige Pause eingelegt. Während Rollen, Dehnen und Stabi

den Großteil der Trainingseinheiten ausmachte, hab ich gleichzeitig auch die Zeit genutzt am Material experimentiert. Dazu aber bald mehr. Durch diese Neuformatierung sollte sich das System erholen, die Wehwehchen verheilen und der Hunger auf den zweiten Teil der Saison gesteigert werden...letzteres hat auf jeden Fall funktioniert. Ich bin wieder heiß aufs Training und auf die anstehende Herausforderung mit vollem Fokus auf den WM Titel bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Port Elizabeth, Südafrika, am 2.9..

Kein geringerer Wettkampf als die Deutsche Meisterschaft in Ingolstadt über eben genau diese Strecke sollte den Startschuss für die zweite Hälfte der Saison darstellen. Dementsprechend standen ganz schöne Kaliber aus ganz Deutschland auf der Startliste. Aus diesem Grund und wegen meiner bescheidenen Vorbereitung bin ich einerseits ohne große Erwartungen aber andererseits mit vollem Hunger auf Schmerzen trotz des etwas dick gewordenen Bauches nach Ingolstadt gereist. Außerdem war ich gespannt wieviel der gute Traubensaft im Urlaub in Portugal kaputt gemacht hat beziehungsweise ob dies durch die neuen Ceramicspeed Komponenten am Rad ausgleichen werden konnte.

Das Schwimmen wurde in Altersklassenblöcken gestartet und war trotz des erlaubten Neos keine angenehme Sache im 24.2 Grad warmen Wasser. Wegen der starken Leistungsdichte waren die ersten 500m sehr stark umkämpft, es ging hart zur Sache weswegen ich erst spät meinen Rhythmus gefunden hab. Auf dem zweiten Drittel der Strecke hab ich ganz ungewohnt Mitstreiter schon im Wasser einholen können und bin immer besser reingekommen. Ich hatte sogar erstmalig dieses Jahr ein paar "gute Füße" auf dem letzten Drittel der 1,9km langen Strecke gefunden, wodurch ich auf den letzten Metern Kraft sparen konnte. Bei der anstehende Hitze bestimmt keine schlechte Sache, dachte ich mir.

Als ich dann den heiß gelaufenen Neo endlich abstreifen konnte und mit meinem Rad in der Hand hungrig auf die Radstrecke stürmen wollte, hat mir mein blockierendes Hinterrad einen Dämpfer versetzt. Während ein Athlet nach dem anderen sich neben mir auf sein Ross schwang hab ich das Hinterteil meines Rades alles andere als ruhig untersucht. Ich weiß heute noch nicht wieso plötzlich der Reifen am Rahmen dermaßen angestriffen hat, so dass sich nichts mehr bewegt hat, vorallem weil ich am Morgen noch damit in die Wechselzone gefahren bin und alles kontrolliert hatte. Zum Glück konnte ich mit ein paar Handgriffen das Problem lösen, musste allerdings die Hinterbremse aushängen...ohne Hinterbremse ging es also endlich nach einer gefühlten Ewigkeit auf die 86 km lange Radstrecke.

Mehr denn je hielt ich mich an die eher bescheidenen Wattvorgaben, und musste zusehen wir mich der ein oder andere auch auf dem Rad überholte. Spätestens bei der Hälfte wurde es mir zu bunt, die Beine haben sich gut angefühlt also drückte ich aufs Gas. Diese Wattekstase wehrte allerdings nicht lange, denn 15 km vor dem Ziel hat mich ein Zug von 15 dicht aufeinander fahrenden Mitstreitern überholt. In sicherem Abstand hab ich dieses Spektakel beobachtet. Ein Überholmanöver wäre sinnlos gewesen, weshalb ich mich mit Schaum vor dem Mund aufs Laufen vorbereitet habe. Mit meinen neu präparierten Laufschuhen von "Feetback" am Fuß ging das Feuerwerk los. Bei mittlerweile knapp 30 Grad spulte ich die ersten 5 km in einem 3:30 min/km Schnitt runter bis ich den letzten der erwähnten Radgruppe überholt hatte und ein Lächeln schenkte. Dass ich den Schnitt nicht halten konnte war mir bewusst, trotzdem konnte ich das Tempo auf den letzten Kilometern nochmals auf 3:35 min/km erhöhen und beendete das Rennen mit der besten Laufzeit aller Amateure über die 20,2 km um den See in 1:16:08. Damit erreichte ich den zweiten Platz in meiner Altersklasse und war 7. Gesamt. Der Wettkampf und die Ergebnisse auch der Athleten anderer Altersklassen zeigt auf, wie krass die Leistungsdichte mittlerweile in Deutschland ist. Unsere Tugenden Wille und Disziplin spiegeln sich in den Ergebnislisten wieder.

Mit dem Ergebnis muss ich nach meiner Pause zufrieden sein. Das Experiment ergibt also, dass sich Traubensaft wohl am meisten in der Radperformance niederschlägt. Diese war nicht akzeptabel. Seit dem Duathlon in Hilpoltstein entwickelt sich hier langsam ein roter Faden, der mir ganz und gar nicht gefällt. Zwar hatte ich technische Probleme und bin sicher nicht all out gefahren, trotzdem krieg ich meine so vielversprechenden Trainingswerte vom Frühjahr nicht auf die Strecke. Daran wird jetzt hart gearbeitet. Ganz im Gegenteil dazu bin ich sehr froh und stolz auf die solide Laufperformance...mein Fels in der Brandung. Trotz geringen Lauftrainings, um Verletzungen zu meiden, scheint sich das Laufen immer weiter zu verbessern und zu festigen. Es ist zwar ein schönes Gefühl auf die Laufstrecke zu gehen und zu wissen, dass mir nichts mehr passieren kann und es nur noch nach vorne geht. Allerdings genügt es meinen Ansprüchen nicht, dass ich jedesmal aufs Laufen warten muss, bis ich nach vorne komme.

Am kommenden Sonntag werde ich mit dem Ligateam aus Forchheim bei der Bayerischen Meisterschaft über die olympische Distanz in Erding sein. Dort will ich dann ohne Rücksicht auf Verluste endlich auf dem Rad auch auf die Kacke hauen und möglichst viel Laktat in den Beinen produzieren, damit ich es am Abend mit dementsprechend viel "U" auf dem Mahrs Bräu Frühlingsfest in Bamberg wieder rausspülen kann.

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